ort Luisenstr. 116, 42103 Wuppertal
Hinweis: Der Eintritt am Eröffnungsabend, 14.11.2024, ist frei.
Für die drei weiteren Tage gibt es neben Einzeltickets (15 Euro normal/ 12 Euro Mitglieder PKG / 8 Euro ermäßigt) ein vergünstigtes Festivalticket für 40 / 30 / 20 Euro (nur im VVK bei www.wuppertal-live.de).
Donnerstag, 14. November 2024, 20 Uhr
Eröffnung mit Musik und Kunst von Peter Jacquemyn (Kontrabass)
Eintritt frei (nur am Eröffnungsabend)
Freitag, 15. November 2024, 20 Uhr
Sebastian Gramms (Kontrabass), Lê Quan Ninh (Percussion), Junko Ueda (Satsuma-Biwa/Stimme)
Samstag, 16. November, 20 Uhr
Doppelkonzert: „all female“ & „Jazz“
Reihe „all female“: Bo Sung Kim (Percussion/Performance), Raissa Mehner (E-Gitarre), Marjana Sadowska (Stimme)
„Reihe Jazz“: mit Els Vandeweyer (Vibraphon), Rudi Mahall (Klarinette) und Willi Kellers (Schlagzeug)
Sonntag, 17. November, 12 Uhr
Festival-Matinee: Werner Dickel (Viola), Carolin Pook (Viola), Saadet Türköz (Stimme)
Die Begegnung mit dem Wuppertaler Bassisten Peter Kowald war einst die Initialzündung für den 1963 in Belgien geborenen Peter Jacquemyn: Nach einem Konzert des Free Jazz-Pioniers stellte Jacquemyn seinen E-Bass in die Ecke und begann autodidaktisch das Kontrabass-Spiel. So startete er parallel zu seiner etablierten akademischen Laufbahn als Maler und Bildhauer eine anarchistische musikalische Karriere. Zahlreiche Besuche in Wuppertal 1995/96 zur Zeit von Peter Kowalds Aktion „365 Tage am ORT“ vertieften die freundschaftliche Beziehung der beiden Künstlerpersönlichkeiten. Als Bildhauer befreit Jacquemyn seine expressionistischen Skulpturen mit Beil und Kettensäge aus dem Holz. Von ebenso hemmungsloser Energie ist sein Spiel mit dem Kontrabass – ein Kampf, bei dem alle Mittel erlaubt sind. Er zählt seit vielen Jahren zu Belgiens interessantesten Improvisationsmusikern und genießt darüber hinaus internationale Anerkennung. Als bildender Künstler stellt er im In- und Ausland aus.
Während des Festivals zeigt der ORT eine Ausstellung mit zwei- und dreidimensionalen Arbeiten von Peter Jacquemyn. Im Anschluss an eine kleine Vernissage zur Festivaleröffnung ist Peter Jacquemyn in einem Solo-Konzert zu erleben.
Foto © akr
Drei großartige Protagonisten sind an diesem Abend als Solisten sowie erstmals im Trio zu erleben: Der Kölner Kontrabassist und Komponist Sebastian Gramss (Jg. 1966), Preisträger des ECHO JAZZ 2013 und 2018, gilt seit Jahren als einer der führenden Köpfe der deutschen Musikszene im Bereich zeitgenössische Musik und Jazz. Bei Kowalds „365 Tage am ORT“ 1994 wurde er Mitglied des ORT-Ensembles. Seitdem hat er sich immer wieder intensiv mit Kowalds Musik auseinandergesetzt. 2014 hat er im Auftrag der Peter Kowald Gesellschaft erstmals einige Solomusiken Peter Kowalds transkribiert – ein Novum im Bereich der improvisierten Musik. Zehn Jahre danach gibt es nun die Gelegenheit, neben eigenen Improvisationen Teile davon noch einmal zu erleben. Der französische Percussionist Lê Quan Ninh war bereits 1987 Mitglied in Peter Kowalds Global Village-Ensemble. Schon beim Festival Teil eins im April 2024 begeisterte er das Publikum mit einer grandiosen Solo-Performance. Basedrum, Becken und verschiedene Gegenstände sind alles, was er braucht, um ein Feuerwerk an Klängen zu zünden! Die Japanerin Junko Ueda, Sängerin und Virtuosin auf der japanischen Kurzhalslaute Satsuma-Biwa, bereichert den Abend mit ihren ganz eigenen Klangfarben. Sie lernte die traditionelle Satsuma-Biwa-Musik und den buddhistischen Shomyo-Gesang bei berühmten Lehrern. Nach ihrem Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik in Tokio arbeitete sie mit Komponisten wie Jean-Claude Eloy, Akemi Naito und Keiko Harada zusammen und trat u.a. mit dem Cellisten Yo-Yo Ma, dem Gambisten Jordi Savall und dem niederländischen Nieuw Ensemble auf.
Fotos: Junko Ueda © Studio E Music Creation, Le Quan Ninh © khk, S.Gramss © Alessandro D'Amico
Zwei Formationen repräsentieren die Reihen „all female“ und „Jazz“ im Programm der Peter Kowald Gesellschaft/ort
Hier treffen sich drei verschiedene musikalische Welten, drei verschiedene kulturelle Identitäten und drei verschiedene Persönlichkeiten in einem „Dorf“, und trotzdem gibt es Verstehen in der Musik – das von Ute Völker zusammengestellte Trio trägt den „Global-Village“-Gedanken in die Gegenwart. Bo-Sung Kim wurde in Seoul, Südkorea, geboren und wuchs in Berlin auf.
Als Kind entdeckte sie ihre Leidenschaft für koreanische Perkussion und ging nach dem Schulabschluss nach Korea, um dort an der Korean National University of Arts in Seoul Traditional Performing Arts mit dem Schwerpunkt Perkussion, Maskentanz und schamanische Ritualmusik zu studieren. Seit 2006 lebt und arbeitet sie als freie Musikerin in Berlin. Die Frage „Was ist Tradition?“ und die stetige Suche nach einem eigenen musikalischen Ausdruck begleiten sie in ihrer musikalischen Arbeit. Ein Zuhörer kommentierte das Spiel von Raissa Mehner auf der E-Gitarre einst mit „es ist, als ob sie Stunden bei Jimmi Hendrix genommen hätte“. Mehner (Jg.1986), studierte klassische Gitarre sowie Jazzkomposition/Arrangement an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und absolvierte im Anschluss den Masterstudiengang Jazzgitarre an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Ihre eigenen Werke stellt sie vor allem in kleinen Besetzungen vor, spielt aber auch in Großformationen wie The Dorf. Die ukrainische Sängerin Mariana Sadowska transformiert die ukrainische Tradition in musikalisches Neuland. Mit ihrem energiegeladenen Gesang gelingt ihr die Verschmelzung von Folk und Avantgarde; archaische Mittsommernachtsbeschwörungen, Hochzeitslieder und Emigrantengesänge aus abgelegenen Dörfern der ländlichen Ukraine verwandelt sie in zeitgenössische Klänge.
Fotos: Bo-Sung Kim © Czékus Mihály, Mariana Sadovska © niclasweber, Raissa Mehnert © khk
Das Festival-Trio führt in einer Erstbegegnung drei instrumentale Stimmen verschiedener Generationen zusammen, die sich wenig um die Grenzen zwischen Free Jazz, Improvisierter- und Neuer Musik kümmern. Die Spielpraxis der Instrumente wird ebenso konsequent erweitert, wie die formale Konzeption. Die 1982 in Belgien geborene Vibraphonistin und Perkussionistin Els Vandeweyer studierte klassische Perkussion in Antwerpen sowie Jazz in Brüssel und Oslo und lebt heute in Berlin. Das Spiel auf dem Vibraphon mit vier Schlägeln erweitert sie mit einem ungewöhnlichne Arsenal aus Blechdosen und -platten, Sieb, Ketten u.a.m. und kreiert damit einen ganz eigenen Soundkosmos. Der Klarinettist Rudi Mahall (Jg. 1966) gilt als einer der international am meisten gefragten Jazzmusiker aus Deutschland. Zunächst schwer beeinflusst vom Jazz der 1940er, -50er und -60er Jahre verbindet er diese Idiome im Laufe seiner Karriere mehr und mehr mit freieren Spielweisen. Die Liste der Free-Jazz-Größen, mit denen er weltweit spielte, ist nahezu endlos. Das gleiche gilt für den 1950 in Münster geborenen Schlagzeuger
Willi Kellers, der mit seinem breiten stilistischen Spektrum von Power-Play bis zu feinsten Klang-Texturen die internationale Jazzszene bereichert. Im August 2024 wurde er mit dem ersten Jazzpreis Brandenburg ausgezeichnet.
Fotos: Els Vandeweyer © Viola Förster
Die Matinee mit Saadet Türköz, Carolin Pook und Werner Dickel bringt die Weggefährtin Kowalds Saadet Türköz mit einer exzellenten Vertreterin der jüngeren Generation von Improvisatoren, Carolin Pook und dem "klassischen" Bratscher Werner Dickel zusammen. Improvisation trifft auf Bach (selber einer der größten Improvisatoren) und Bernd Alois Zimmermann. Ein anderer Aspekt des Global Village, die Integration verschiedenster Impulse kommt hier zum Tragen. Aus den Tiefen der Überlieferung und dabei ganz gegenwärtig: Saadet Türköz singt in den Sprachen ihrer Vorfahren, kasachisch und türkisch. Geboren wurde sie als Tochter kasachischer Flüchtlinge aus Ost-Turkestan in Istanbul, landete in den späten 1980er Jahren in der Schweiz, wo sie in Kontakt mit Free-Jazz und Improvisationsmusik kam und zu singen begann. Bis heute bewegt sie sich zwischen diesen zwei Polen: als musikalische Ahnenforscherin auf den Spuren ihrer Vorfahren aus dem Hochland Zentralasiens und als neugierige Reisende, offen für neue Erfahrungen, Experimente und Improvisationen mit Musikern aus der ganzen Welt. 2013 war die langjährige Weggefährtin von Peter Kowald Artist in Residence im ORT, wohin sie seitdem mehrfach zurückkehrte. Im darauffolgenden Jahr 2014 war die Violinistin Carolin Pook ebenfalls vier Wochen Artist in Residence im ORT. Sie studierte an der Musikhochschule Köln, bevor sie 2006 nach New York ging, wo sie seitdem im Stadtteil Brooklyn lebt. Werner Dickel, geboren 1959 in Offenbach, war langjähriges Mitglied des Ensemble Modern, einem der weltweit profiliertesten Ensembles für Neue Musik, sowie des Chamber Orchestra of Europe. Seit 1995 hat er eine Professur für Viola und Streicherkammermusik am Wuppertaler Standort der Musikhochschule Köln inne und ist überdies freiberuflich als Kammermusiker und Dirigent tätig. Im ORT kuratiert er die Reihe „Neue Musik und Kammermusik".
Fotos: Werner Dickel, Carolin Pook © privat, Saadet Türköz @ khk
Das Festival wird vom Musikfonds e.V. gefördert